Zum Jahreswechsel

Zu Silvester wird gern Glücksklee verschenkt. Er ist aber gar kein echter Klee.

Was im Supermarkt angeboten wird, stammt eigentlich aus Mexiko

Was im Minitöpfchen verschenkt wird, ist aber gar kein echter Klee. Echter Klee ist eine Pflanzengattung, deren lateinischer Name schon sagt, was sie auszeichnet: Trifolium kommt mit mehr als zweihundert Arten durchgehend dreiblättrig daher. Ganz selten findet sich mal ein vierblättriges Exemplar, das dann entsprechend Glück bringen soll. Der Glaube geht auf die Kelten zurück, die aber vom irischen Nationalheiligen St. Patrick eines Besseren belehrt wurden, indem er ihnen das Wunder der göttlichen Dreifaltigkeit anhand eines dreiblättrigen Kleeblatts demonstrierte.

Wer nach echtem Glücksklee Ausschau hält, wird am ehesten in den Beständen des Weißklees Trifolium repens fündig. Weißklee wird als Futterpflanze angebaut und gehört in Deutschland zu den häufigsten Pflanzen überhaupt. Die Chance, auf ein vierblättriges Einzelstück zu stoßen, stehen ungefähr bei eins zu zehntausend. Der Glücksklee aus dem Supermarkt dagegen gehört zur taxonomisch entfernten Familie der Sauerkleegewächse. Die fragliche Art Oxalis tetraphylla stammt aus Mexiko, wo sie in drei Varietäten vorkommt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie als Zierpflanze nach England eingeführt und hat sich seitdem an verschiedenen Stellen der Welt als Neophyt ausgebreitet. Der vierblättrige Oxalis-Klee ist ausdauernd, man kann ihn mit etwas Glück im Freien vermehren oder in frostigen Gegenden kühl im Topf überwintern und sich dann im Sommer sogar an seinen rosa Blüten erfreuen (die übrigens fünfblättrig angeordnet sind). Die Wurzeln, die in sandigem Boden zu kleinen Möhren heranwachsen, sollen in getrocknetem Zustand essbar sein, zu den Leckereien gehören sie wohl nicht.

Die meisten Gärtner indes sehen Klee nicht als Glücksboten, sondern mit Misstrauen. Insbesondere den Rasenliebhabern ist er ein Dorn im Auge. Mit Unkrautvernichtern rücken sie ihm auf den Leib, dabei wäre mehr Gelassenheit zu wünschen. Der amerikanische Gartenjournalist David Beaulieu wirbt sogar dafür, Klee statt Rasen zu säen. Erstens toleriere er Trockenheit und bleibe den ganzen Sommer über auch ohne Bewässerung grün. Zweitens unterdrücke er andere, unerwünschte Kräuter. Drittens müsse er nicht gedüngt werden, ganz im Gegenteil sorge er sogar selbst für Nährstoffe, indem er den Stickstoff aus der Luft fixiert. Viertens wachse er auch in verdichteter Erde und sorge mit seinen Wurzeln für Lockerung. Fünftens sei er trittfest, man könne angenehm auf ihm gehen. Sechstens brauche man Klee viel seltener zu mähen als Gras. Siebtens lockten seine Blüten Bienen und andere nützliche Insekten an. Und achtens vertrage er sogar Hunde- und Katzenurin, ohne sich, wie Gras, gelblich zu verfärben. Viel mehr kann man von einer einzelnen Pflanze nicht erwarten. 

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