Herbstgedanken

Der letzte Rest vom Schützenfest

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Wenn es draußen immer ungemütlicher wird, kommen nur noch die Harten in den Garten. Da ist kein Ikebana gefragt, sondern Einsatz von Muskel- und Motorkraft. Wer das in Reinkultur erleben möchte, sollte zu den Timbersports fahren, den jährlich ausgetragenen Meisterschaften im Sportholzfällen, die von einer sehr bekannten Kettensägenfirma veranstaltet werden. In sechs zum Teil abenteuerlichen Disziplinen hacken und sägen dort die Stars der Szene alles kurz und klein, wobei man allerdings wissen muss, dass es sich überwiegend um Pappelholz handelt. Aber was es heißt, einen groben Keil auf einen groben Klotz zu setzen, weiß man anschließend schon (www.stihl-timbersports.de/index.aspx).

Ich selber habe mir geschworen, niemals eine Kettensäge in die Hand zu nehmen. Schon allein des Krachs wegen, den sie produziert. Doch ein anderes motorbetriebenes Gerät ist mir sehr ans Herz gewachsen. Auf meinen Schredder würde ich ungern verzichten. Es gibt welche, die mit Messern bestückt sind und ebenfalls infernalische Geräusche entwickeln. Von denen würde ich abraten, weil sie nur mit Grünschnitt gut fertig werden und vor Ästen schnell kapitulieren; außerdem muss man das Schnittgut dauernd nachdrücken, was auf die Dauer ermüdet. Anders bei den Walzenhäckslern, die viel langsamer arbeiten und nur ein gemütliches Brummen von sich geben. Sie quetschen auch hartes Holz wie von selbst in grobe Stücke, die anschließend besser verrotten, weil sie Pilzen und anderen Saprophyten mehr Angriffsfläche bieten. Das Material ist überall dort willkommen, wo man eine Fläche vorübergehend frei von Bewuchs halten will, also beispielsweise auf Wegen und im Gelände, wo es außerdem zum Ausgleich von Höhenunterschieden dient. Irgendwann sackt es zusammen und kompostiert zu einer Art Waldboden, der dann wieder von Pionierpflanzen besiedelt wird, die man entweder ausreißen oder munter wachsen lassen kann, bis man erneut was zum Schreddern hat.

Ich bilde mir gern ein, dass ich damit im Kleinen eine Kreislaufwirtschaft betreibe, die in unserer spätindustriellen Gesellschaft im Großen schon lange nicht mehr funktioniert. Man muss nur auf die Wertstoffhöfe gehen, wo sich die Container schneller mit jedem erdenklichen Kram füllen, als ihn die Leute überhaupt kaufen können. Immerhin schmeißen sie ihn wenigstens nicht in die Gegend, sieht man von den ganz Gewitzten ab, die ihren Müll eigens auf Autobahnparkplätze karren oder in die wenigen Abfallkörbe stopfen, die in den Naherholungsgebieten überquellen, weil sie eigentlich nur dafür gedacht sind, dass man gelegentlich ein Kaugummi hineinwirft, und nicht auch noch den Wegwerf-Grill, ein Dutzend Pizzakartons und palettenweise Dosen und Plastikflaschen.

Von Nachhaltigkeit wird gepredigt, bis es allen zu den Ohren herauskommt. Aber wenn man dann sieht, mit welcher Rabiatheit die Teams vom Gartenamt oder von der Straßenmeisterei über das sogenannte Begleitgrün herfallen, indem sie ganze Baumstämme durch den Buschhacker jagen, um sie der sogenannten energetischen Verwendung zuzuführen, drängt sich einem doch die Vermutung auf, dass es die gleiche Gedankenlosigkeit ist, mit welcher die Landschaft gleichzeitig vollgemüllt und leergeräumt wird. Wie stände es damit, wenn sich jeder nur auf dem eigenen Grundstück austoben dürfte? Besser, hoffentlich. Aber nicht sicher.I

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Der Apfel fällt sehr weit vom Stamm 🍏

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Unsere Freunde, die Pilze 🍄