Wie das Klima auch wird

Wenn es so weitergeht mit der Dürre, müssen wir uns im Garten nach Alternativen umsehen. Es gibt Gewächse, die selbst unter extremen Bedingungen gedeihen.

Die üblichen Verdächtigen: Dachwurz und Mauerpfeffer

Der Botaniker fasst sie unter dem Begriff “Sukkulenten” zusammen. Das sind (wörtlich „saftreiche“) Pflanzen, die die Fähigkeit besitzen, Wasser für Notzeiten speichern. Am bekanntesten sind die Kakteen. Aber diese Eigenschaft kommt auch in anderen Pflanzenfamilien vor.

Gärtnereien bieten vor allem drei davon an: Dachwurz (Sempervivum), Fetthenne (Sedum) und Steinbrech (Saxifraga). Am ehesten zurecht kommt der Hobbygärtner wahrscheinlich mit dem Scharfen Mauerpfeffer Sedum acre. Bei mir hält er seit Jahren tapfer auf einem Dachziegel aus.

Der Mauerpfeffer ist imstande, seine Spaltöffnungen tagsüber fast vollständig zu schließen. Dadurch unterbindet er die Transpiration, allerdings auch die Aufnahme von CO2, das für die Photosynthese benötigt wird. Die holt er dann gewissermaßen nachts nach, über einen speziellen Stoffwechsel, der die Bildung von Äpfelsäure einschließt. Ein trickreicher Geselle also, der sich vegetativ durch Absenker und generativ durch Samen vermehrt, die bei Regen als Schwemmlinge fortgeschleudert werden. Den Winter übersteht er selbst unter einer Schneedecke.

Unbedingt anpflanzen sollte man außerdem die Hauswurz Sempervivum tectorum, denn sie schützt bei Gewitter zuverlässig vor dem Blitz. Kulturformen dieses Dickblatts kennt man seit dem Mittelalter. Mit Eiern in Ziegenmilch gekocht hilft es angeblich gegen Impotenz, wobei es man nach den Worten Hildegard von Bingens nicht übertreiben darf, denn der Genuss kann eine Wollust hervorrufen, die sich bis zum Wahnsinn steigert.

Noch so ein Überlebenskünstler ist der Steinbrech, der sich als „Porzellanblümchen“ in der Biedermeierzeit großer Beliebtheit erfreute. Saxifraga umbrosa stammt urprünglich aus den Pyrenäen, seitdem sind durch Hybridisierung mit anderen Vertretern der Gattung zahlreiche Sippen und Kultivare entstanden. Um sie auseinanderzuhalten sollte man am besten der britischen Saxifraga Society beitreten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die „besten Pflanzen der Welt“ zu preisen.

Wenn nun allerdings der Eindruck entstanden sein sollte, Sukkulenten seien problemlos im Garten zu halten, so ist das ein großer Irrtum. Auf anhaltende Nässe reagieren sie verschnupft und beginnen alsbald zu faulen.

Wie das Wetter auch wird bei diesem Klima: Man muss sich immer um irgendwas sorgen.

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